Deutsche Mehrkampfmeisterschaften im Rettungsschwimmen 2025 in Hannover
Deutsche Meister aus München und Ingolstadt!
Die Erwartungen in Hannover waren wie üblich hoch. Unser Team vom DJK Sportbund München und der DLRG Ingolstadt war mit 14 Athleten am Start, darunter 5 Münchner: Finnian Beckers in der Mannschaft der AK12, Mattias Fevola in der AK15/16 männlich, sowie Melina Goto, Lilith Beckers und Magdalena Kaltenecker in der AK15/16 weiblich. Im Einzel waren in dieser Altersklasse zudem Magdalena und Lilith, sowie Franziska Schiegg aus Ingolstadt am Start.
Am ersten Wettkampftag waren die Erfahrungen bei der Einzelwertung im Spannungsraum zwischen Erwartung und Ergebnis dramatisch. Lilith stand entsprechend ihrem Qualifikationsergebnis von den Bayrischen Meisterschaften in der Liste der zugelassenen Schwimmerinnen mit 2.456, 31 Punkten auf Platz 21. Das Ziel war, sich noch ein Stück weit hochzuarbeiten, es vielleicht sogar unter die ersten zehn zu schaffen. Magdalena hatte ein besseres Qualifikationsergebnis und stand auf Platz vier der Zulassungsliste. Dieser Platz ist so unglücklich wie kein anderer: wirklich gut, aber gerade ohne Medaille. Halten genügt also nicht, und der resultierende Erwartungsdruck ist enorm, zumal weitere Hoffnungen, wie ein Platz in der Juniorennationalmannschaft, an der Platzierung hängen. Diese Lage wurde durch eine alles andere als optimale Wettkampfvorbereitung erschwert. In der Schwimmleistungsgruppe des DJK kam es zum Ende des letzten Schuljahres zu einem unerwarteten Trainerwechsel, so dass seither ein eher notdürftiges Training stattfindet. Das Bad für das Techniktraining im Rettungsschwimmen war zu Beginn des Schuljahres wegen eines Schadens gesperrt und als dann Anfang Oktober die Öffnung bevorstand, wurde von der Stadt die Trainingszeit gestrichen.
Der Stress steigerte sich direkt im ersten Wettkampf über 200m Hindernisschwimmen als Magdalena etwas unter ihrer üblichen Zeit blieb und „nur“ vierte wurde, also ihren Platz hielt. Lilith wurde hier erstaunlicherweise sechste und war zu Recht überglücklich. Über 100m Lifesaver (das ist 50m Anschwimmen mit Gurtretter und Flossen gefolgt von der Übernahme und Einbindung einer Puppe und dem Abschleppen derselben über weitere 50m) folgte für Lilith dann sogar ein fünfter Platz und ihr nach Punkten bestes Ergebnis des Tages. Diesen Wettkampf setzte Magdalena aus und beide zusammen traten dann wieder über 50m Retten einer Puppe an, eine Disziplin bei der eine Puppe nach 25m vom Beckenboden aufgetaucht und dann weitere 25m abgeschleppt werden muss. Lilith wurde hier 12. und verbesserte sich ein wenig. Magdalena war drei Sekunden schneller, wurde aber „nur“ sechste und war endgültig enttäuscht.
Über die Mittagspause zeigte Magdalena aber ihre Stärke, steckte die unglücklichen Ergebnisse weg und fokussierte sich auf die verbleibenden Chancen. Bei 100 m kombiniertem Retten (das sind 50m Kraulsprint, 17,5m weit tauchen und Heraufholen einer Puppe vom Beckengrund und diese die restlichen 32,5m ins Ziel schleppen) reichte es für einen dritten Platz mit fast fünf Sekunden Abstand vor dem vierten Platz. Für Lilith, die 1,5 Sekunden langsamer war, reichte es für den siebten Platz in dieser Disziplin. In der Gesamtwertung reichte es Lilith somit letztendlich für den elften Platz (2.532,91 Punkte). Sie verbesserte sich um zehn Plätze und fast 100 Punkte, schaffte es aber leider gerade nicht unter die ersten zehn. Magdalena musste sich mit der endgültigen Platzierung dagegen noch bis zum letzten Wettkampf des Tages gedulden. In der Königsdisziplin des 200m Superlifesaver reichte es erneut mit erheblichem Abstand von fast vier Sekunden für den dritten Platz. Das war dann auch das Ergebnis der Gesamtwertung (2.692,34 Punkte), das Magdalena zu einer Podestplatzierung und der Bronzemedaille verhalf. Franziska Schiegg aus Ingolstadt wurde 16. und Emma Glück aus Bad Windsheim siebte, womit auch Bayern als Landesverband recht gut abschnitt.
Am Samstag folgten die Mannschaftswettkämpfe, wie eigentlich immer der spannendste Teil der Meisterschaften.
Die AK 12 männlich mit Finnian Beckers startete bereits am Vormittag. Sie war auf dem 28. Platz gemeldet (2.794,14 Punkte), womit die Chancen auf eine Topplatzierung von Haus aus gering waren. Da diese Altersklasse aber auf den Deutschen Meisterschaften die jüngste ist, war es für alle ein erstes Mal und entsprechend beeindruckend war das Antreten im Hannoveraner Stadionbad. Die Jungs zeigten mit viel Spaß, aber dennoch hochkonzentriert, was sie lange trainiert hatten und erreichten am Ende den 19. Platz mit 2.908,92 Punkten. Sie konnten sich deutlich mit über 100 Punkten gegenüber den Bayrischen Meisterschaften im Sommer verbessern.
Die Jungs der AK 15/16 mit Mattias Fevola als einzigem Münchner traten am Nachmittag parallel mit den Damen derselben Altersklasse in den vier unterschiedlichen Staffelwettkämpfen an, die schlussendlich zu einer Gesamtwertung addiert werden. Sie waren mit 3.233,28 Punkten auf dem 14. Platz gemeldet und konnten sich durch engagierte Rennen und mit zwei achten Plätzen am Ende auf den zehnten Platz der Gesamtwertung (3.357,96 Punkte) hocharbeiten.
Alle Hoffnungen ruhten jedoch auf der AK 15/16 Damenstaffel mit Magdalena Kaltenecker, Melina Goto, Lilith Beckers, Franziska Schiegg und Viktoria Vogt. Das Team war mit den erzielten 3.666,55 Punkten der Bayrischen Meisterschaften nur als sechstes in Deutschland gemeldet, aber mit den drei Teilnehmerinnen der Einzelwettbewerbe und guten Trainingszeiten sowie zwei zweiten Plätzen in den Vorjahren war das Ziel, unbedingt eine Medaille zu gewinnen. Von den Kommentatoren zu Anfang noch als Außenseiter gehandelt, holte unser Team bereits in der ersten Staffel, der Rettungsstaffel, zu einem Donnerschlag aus: mit der Mannschaft aus Halle/Saalekreis lieferten sie sich ein packendes Kopf-an-Kopf-Rennen, bei dem am Ende beide Teams den bisherigen Deutschen Rekord einstellten. Ingolstadt war allerdings zwei zehntel Sekunden schneller, so dass die DLRG Ingolstadt aktueller Deutscher Rekordhalter in dieser Disziplin ist und knapp vor Halle a. d. Saale lag. Schon in der Puppenstaffel verbesserte jedoch Halle den erst im letzten Jahr von der DLRG Ingolstadt aufgestellten Deutschen Rekord minimal und ging somit in der Gesamtwertung in Führung. Das Team aus Norderstedt, die Deutschen Meister des Vorjahres, errangen ganz knapp den zweiten Platz und zeigten somit, dass sie auch um die vorderen Plätze mitkämpfen wollten. Schnell wurde allen klar, dass das Niveau in dieser Altersklasse extrem hoch ist.
Vor der darauffolgenden Gurtretterstaffel war die Hoffnung groß, das Blatt erneut wenden zu können. Da Ingolstadt bei dieser Staffel dann tatsächlich etwa vier Sekunden vor Halle anschlug, lag unser Team in der Gesamtwertung nach drei Staffeln auch wieder um äußerst knappe 11 Punkte voraus.
Die letzte Staffel, die Hindernisstaffel, würde also alles entscheiden. Die Kommentatoren hatten zwei klare Favoriten und steigerten sich mit Begeisterung in das spannende Rennen. Halle startete mit ihrer besten Sportlerin, so dass sie anfangs sogar in Führung lagen. Dank einer überaus motivierten Aufholjagd konnte unser Team die Hallenser jedoch schnell ein- und kurz darauf sogar überholen. Beim Zielanschlag verfehlten unsere Mädels einen neuen deutschen Rekord zwar äußerst knapp, aber der letztendlich mehr als deutliche Abstand von sechs Sekunden auf das Team aus Halle/Saalekreis brachte eine klare Entscheidung: zum ersten Mal erreichte eines unserer Teams den 1. Platz einer Deutschen Meisterschaft (3970,36 Punkte).
Die Mädels dürfen sich somit nun verdient „Deutsche Mehrkampf-Meisterinnen“ der AK 15/16 nennen!

