50. Deutsche Meisterschaften im Rettungsschwimmen, Hannover 2023 Mannschaft

Selten sind beim Rettungsschwimmen Mannschaftsmeisterschaften weniger spannend als Einzelmeisterschaften. Sollte das hier nach der knappen Medaillenentscheidung vom Vortag der Fall sein? Unsere Damen, Magdalena Kaltenecker, Melina Goto, Laura Dziegieleweska, Demetra Devoto, und Franziska Schiegg waren hier nach Meldeergebnis auf der dritten Position für die Bronzemedaille favorisiert. Und zumindest der Beginn mit der 4 x 50 m Rettungsstaffel in der AK 13/14 verlief sehr unspektakulär. Diese Staffel simuliert die Rettung mit und ohne Flossen. Die Startschwimmerin sprintet 50 m Freistil, die zweite taucht und sprintet mit Flossen und holt am Ende der langen Bahn eine 70 Kg schwere Rettungspuppe vom Boden, übergibt sie der dritten Schwimmerin, die sie 50 m schleppt und dann der vierten, die sie zurückschleppt, aber jetzt mit Flossen. Und der dritte Platz war dann auch das Ergebnis des ersten Einlaufs. Die beiden Läufe davor mit den übrigen 16 Teams waren langsamer und spielten für uns keine Rolle mehr. Wir mussten nur auf die umliegenden Bahnen schauen. Das Team aus Norderstedt, zwei Bahnen weiter, belegte mit sagenhaften 2:28,65 und einem neuen deutschen Rekord in dieser Altersklasse den ersten Platz. Es folgten mit 2 Sekunden Abstand das Team aus Verl, dann mit 4 Sekunden Abstand unser Team und mit weiteren 6 Sekunden Abstand das viertplatzierte Team aus Uelsen. Mit diesen deutlichen Abständen war das eine Vorentscheidung für eine sichere Medaille hinter zwei echten Spitzenteams. Wir konnten zufrieden sein, auch wenn da noch ein Hauch Enttäuschung mitschwang, weil da nicht mehr drin war.

Als zweites folgte die Puppenstaffel, bei der die Rettungspuppe viermal 25 m geschleppt und dann jeweils einer der wartenden Partnerinnen übergeben werden muss. In diesem Rennen setzte sich erneut Norderstedt mit 1:41,46 und einem zweiten deutschen Rekord durch. Das entspricht gut 25 Sekunden pro Schwimmerin bzw. einer Geschwindigkeit von 1 m / s mit der schweren Puppe. Knapp vier Sekunden dahinter mit 1:45,09 unser Team gefolgt von Uelzen und mit fast 5 Sekunden Abstand Verl. Die Umrechnung der Zeiten in Punkte blieb abzuwarten, aber anscheinend hatten wir uns um Haaresbreite auf den zweiten Platz vorgeschoben. Eine Silbermedaille bei der Deutschen Meisterschaft wäre ein Traum, aber möglicherweise war sie knapp erreichbar. Auf die nächsten Staffeln würde es doch noch ankommen. Das Rennen war wieder spannend und die vielen Zuschauer feuern ihre Teams an. Kein Wunder, dass die Atmosphäre im Stadionbad an ein Fußballstadion erinnert.

Die Dritte Staffel ist die Gurtretterstaffel, erneut eine Simulation des Rettens mit und ohne Flossen sowie dem Gurtretter einer Art flexiblen Rettungsboje. Die erste Schwimmerin, sprintet 50 m Freistil; das ist Franzis Domäne. Laura taucht und schwimmt mit Flossen die zweiten 50 m, wobei sie in dieser Disziplin heute schon in der ersten Staffel eine neue Bestzeit erreicht hat. Melina schwimmt die dritten 50 m mit dem Rettungsgurt im Schlepp, übergibt ihn Magdalena, die mit Flossen die Boje inklusive Melina zurückzieht. Der letzte Wechsel – in den letzten Wochen unzählige Male in Freiham trainiert – gelingt, und die Überraschung ist in jeder Hinsicht perfekt. Unser Team liegt mit 1:58,68 vorne und ein weiterer deutscher Rekord liegt nach zehn Jahren in Trümmern. Drei deutsche Rekorde hat es in keinem der anderen Wettkämpfe gegeben. Die Teams aus Uelzen und Norderstedt folgen fasst gleichzeitig mit gut vier Sekunden Abstand. Jetzt interessiert uns auch der 4. Platz nicht mehr.

Als letztes folgt die 4 x 50 m Hindernisstaffel, bei der pro Bahn zwei 0,7 m tiefe Hindernisse untertaucht werden müssen. Traditionell ist es eine Disziplin, in der wir gut sind. Der Abstand auf den ersten Platz ist zu groß, aber unseren zweiten Platz gilt es noch abzusichern. Wir starten auf Bahn drei und zwei Bahnen weiter wieder Norderstedt. Magdalena legt stark vor aber nach 50 m liegt Norderstedt einen Meter vor uns und auch Verl auf Bahn sieben ist vorne dabei. Nachdem Demi die zweiten 50 m durchgezogen hat, springen Franzi und ihre Konkurrentin aus Norderstedt schon gleichzeitig ab, Verl liegt zurück. Melina kann bereits mit einem guten Meter Vorsprung starten, während die restliche Konkurrenz abgeschlagen ist. Sie macht ein unglaubliches Rennen und zieht weit davon. Plötzlich scheint alles offen. 2:09,7, also drei Sekunden vor Norderstedt und sieben Sekunden vor Verl heißt zunächst, dass in diesem Wettkampf auch der vierte deutsche Rekord gefallen ist. Wann hat man das schon mal gesehen. Zwei Deutsche Rekorde heißt für zwei der Teams in zwei der vier Disziplinen die maximale Punktzahl von jeweils 1.000 Punkten. Am Ende sind das 3.958,21 Punkte für unser Team und 3.962,65 Punkte für das siegreiche Team aus Norderstedt: gerade mal 4 Punkte Unterschied auf fast 4.000, wieder ein unglaublich knappes Rennen mit am Ende kaum einer Sekunde Unterschied. Das Glück ist diesmal mit Norderstedt. Aber nach diesem Saisonabschluss können wir unseren Schwimmerinnen nur gratulieren.

Das Resümee dieses überaus spannenden Wochenendes sind also eine Bronzemedaille im Einzel (Magdalena) eine Silbermedaille für die Mannschaft und zwei deutsche Rekorde. Außer Laura müssen in der kommenden Saison alle in die AK 15/16 wechseln mit dann noch schwierigeren Disziplinen. Werden wir es schaffen, uns diesen Herausforderungen anzupassen. Nach dieser Saison, bei der wir auf den Oberbayrischen und Bayrischen Meisterschaften auch den Pokal für das Beste Gesamtteam erobern konnten, sind wir gespannt und freuen uns auf die neuen Herausforderungen.

 

 

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Erstellt am: 
10.11.2023