49. Deutsche Meisterschaften im Rettungsschwimmen in Hannover Teil 1 - Einzel
Einzelmeisterschaften 22.10.2022
Auch wenn es „nur“ Rettungsschwimmen ist, bietet eine Deutsche Meisterschaft die große Bühne: ein beeindruckendes Bad als Kulisse, ein Heer von Helfern und Kampfrichtern, elektronische Zeitnahme, kommentierter Livestream mit dem Vibe der Erfolge des Deutschen Teams bei den World Games in Birmingham, Alabama im Juli (1. Platz) und der Weltmeisterschaft in Riccione vor drei Wochen (3. Platz) und perfekter Organisation. Im ersten der fünf Wettkampfabschnitte tritt die Jugend im Einzel an, für uns Magdalena Kaltenecker und ihre Teamkollegin Hannah Reinke aus unserem Partnerverein DLRG Ingolstadt. Nach ihren Qualifikationszeiten sind sie im Einzel 14. und 26., und es darf nicht nach unten gehen, sondern soll nach oben gehen. Der Druck ist groß oder wie Hannah es formuliert: niemals Letzte werden, nicht auch nur in einem Lauf.
Die erste Disziplin ist für Schwimmer noch am besten zu kalkulieren 100 m Hindernisschwimmen, also zwei Bahnen mit zwei Hindernissen, die 70 cm tief in die Bahn ragen und untertaucht werden müssen. Unter dem ersten Hindernis kann man sich vielleicht noch abstoßen, um wieder auf Tempo zu kommen, aber unter dem zweiten Hindernis ist das Becken 4,80 m tief. Vier Läufe mit je acht Schwimmerinnen sind in der Altersklasse gemeldet, 31 treten an. Hannah ist im ersten Lauf. Projekt nicht Letzte gelingt mit 1:16,70. Das reicht am Ende für einen 12. Platz. Magdalena ist im dritten Lauf, dem zweitschnellsten und wird dort Zweite mit 1:13,52. Das ist der 7. Platz. Projekt „Verbesserung“ ist im Plan, aber das war die eigene Lieblingsdisziplin.
Im Retten einer Puppe über 50 m muss eine 70 kg schwere Rettungspuppe in der Mitte der Bahn aus ca. 2,50 m Tiefe herauf geholt und ins Ziel geschleppt werden. Hier müssen Entscheidungen getroffen werden: schleppt man die Puppe „klassisch“ in Rückenlage mit Brustbeinschlag. Einige Spezialisten schaffen das erstaunlich schnell, aber in der Spitze macht das niemand mehr. Hier gilt Kraul einarmig, während die andere Hand die Puppe klammert. Eine ausreichende Sauerstoffversorgung sieht anders aus, aber laut Trainer wird Atmen überbewertet. Hannah klammert die Puppe unter dem Arm und rettet sich und das fette Plastikteil in 0:49,15. Ein 18. Platz, aber wenn man von 26 kommt und zumindest nicht Letzte im Lauf: alles im grünen Bereich. Magdalena geht auf volles Risiko und schwimmt, die Puppe mit einer Hand hinter sich herziehend, wobei die Puppe nicht von der Hand gleiten darf: 0:44,85, das ist erneut ein 7. Platz.
Als Letztes kommt das Puppe-retten-mit-Flossen. Hier kommt zur Entscheidung um das Wie der Puppenführung eine vitale Zweite: Vom Startblock zur Puppe schwimmen oder direkt durchtauchen. Letzteres ist kürzer und schneller, aber das Puppeziehen wird nicht leichter, wenn die Sauerstoffreserven schon vorher verspielt sind. Hannah verpasst beinahe ihren Start, weil die Läufe nach einer kleinen Verspätung von sieben Minuten plötzlich fast zehn Minuten vor der Zeit liegen. Im letzten Moment zieht sie ihre langen GfK-Flossen an und klettert beim letzten Pfiff auf den Startblock, um in eine neue Bestzeit zu stolpern. 0:32,07 ist der erste Platz in ihrem Lauf, auch wenn sich zur Panik des Starts zunächst der Schrecken über das Versagen der elektronischen Zeitnahme gesellt. Auch der nächste Lauf kann diese Zeit nicht unterbieten, es reicht für einen 13. Platz und damit einen 15. In der Gesamtwertung. Magdalena entscheidet sich ebenfalls für volles Risiko, auch wenn ihre Flossen für einen Kraulsprint optimiert sind. 0:31,54 ist keine schlechte Zeit, reicht aber „nur“ für den zehnten Platz in dieser Disziplin und damit einen siebten in der Gesamtwertung. Magdalenas Kommentar zu diesem Erfolg: „nächstes Mal bessere Flossen“.