Erfolgreich auch ohne Leistungsdruck

In seinen 40 Jahren beim DJK SB München hat Dirk D’Arcy viele Spieler kommen und gehen sehen. In der Jugend des in Pasing ansässigen Vereins spielte der heutige Vorsitzende etwa gemeinsam mit Uwe Blab, der später zu einem der ersten Deutschen in der NBA werden sollte. Bei einem Freundschaftsspiel gegen ein High-School-Team wurde der 2,16-Meter-Mann von den Gästen angesprochen und wechselte in die USA, wo der Nationalspieler später bei den Dallas Mavericks, den Golden State Warriors und den San Antonio Spurs unter Vertrag stand.

Auch die langjährigen Nationalspieler Sascha Hupmann und Vladimir Kadlec wurden beim Sportbund ausgebildet, genauso wie der Bundesligaspieler Chris Standhardinger. Junioren-Nationalspieler Oscar da Silva, der im Juli an die Stanford University in der höchsten US-College- Liga wechselte, begann ebenfalls bei den „Fröschen“ mit dem Basketball.

Dass so viele Spieler den Sprung auf das höchste Level schaffen, ist eine Auszeichnung für die Jugendarbeit des SB München. Und auch ein bisschen überraschend. Denn es ist nicht das vorrangige Ziel des Vereins, Spitzensportler auszubilden. „Es geht uns nicht darum, unbedingt Meisterschaften zu gewinnen oder möglichst hoch zu spielen“, sagt D’Arcy: „Wir wollen die Jugendarbeit so gestalten, dass die Leute mit viel Spaß und Freude den Sport betreiben.“ Unabhängig von Leistungsstand oder Alter sind alle Spieler beim Sportbund willkommen. Es werden keine Tryouts veranstaltet, um möglichst starke Talente zu finden, auch werden keine Spieler aktiv von anderen Vereinen abgeworben.

Der SB München versteht sich also durchaus als Gegenentwurf zu den Nachwuchsprojekten des FC Bayern und der Internationalen Basketball Akademie, die auf Leistungsförderung ausgelegt sind. „Wir versuchen die Jugendlichen sehr früh in Teams zu integrieren und in Mannschaften aufwachsen zu lassen. Wir versuchen, ihnen den Basketball so beizubringen, dass sie auch als Persönlichkeit reifen können“, erklärt D’Arcy. Kontinuität und Teamgeist genießen einen hohen Stellenwert, die „Frösche“ fahren mit dieser Strategie sehr erfolgreich. Die U16 ist amtierender Bayerischer Meister, der Kern der Mannschaft spielt seit sechs Jahren zusammen.
Sämtliche Jugendtrainer wurden im Verein ausgebildet, Robert Schwarz, Trainer der ersten Herrenmannschaft in der 2. Regionalliga, ist auch seit 40 Jahren im Verein. Mit D’Arcy spielte Schwarz viele Jahre in der 2. Bundesliga und Regionalliga und feierte später als Jugendtrainer große Erfolge. Als die erste Herren- Mannschaft 2015 mit vielen Eigengewächsen Meister wurde, verzichtete der SB München aber auf den Aufstieg in die Regionalliga. Denn um dort zu bestehen, wäre wohl die Verpflichtung eines Profispielers nötig gewesen.

Die Ausrichtung des Vereins geht auf Helmut Handwerker zurück, ein vor zwei Jahren verstorbenes „Urgestein“ des Münchner Basketballs. „Er war ein sehr starker Verfechter des reinen Amateursports“, erzählt D’Arcy. Was natürlich auch ein Grund ist, warum die größten Talente den SB München verlassen. Oscar da Silva etwa wechselte nach Schwabing zur IBAM, um in der Regionalliga und NBBL spielen zu können.

Der Vereinsvorsitzende Dirk D’Arcy möchte nicht ausschließen, dass auch der Sportbund vielleicht mal eine Mannschaft in der Junioren- Bundesliga stellt oder auch im Herrenbereich eine Liga höher antritt. Dafür müsste allerdings ein Sponsor gefunden werden, der den besonderen Weg des DJK SB München mitgeht. Denn der Spaß am Basketball ist bei den „Fröschen“ wichtiger, als zu gewinnen oder zu verlieren.

Dieser Artikel erschien am Montag, den 21.08.2017 im Regionalsport des Münchner Merkurs Nr. 191 (S. 39).
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08.09.2017